Wie Luthers Briefe Menschen in Not Trost spenden
Vortrag über zwei Dokumente in der Bibliothek im Ev. Augustinerkloster
PM 009/2025
Fast 500 Jahre alt sind zwei Briefe des Reformators Martin Luther, die in der Bibliothek im Erfurter Augustinerkloster aufbewahrt werden und die einem Menschen das Leben gerettet haben. Luther schrieb sie 1532 an das Ehepaar von Stockhausen. Um diese beiden Briefe geht es am Donnerstag, 20. Februar, um 19 Uhr in der Bibliothek des Ev. Ministeriums im Augustinerkloster. Die Sprachwissenschaftlerin Prof. Dr. Claudine Moulin beschäftigt sich in einem Vortrag mit Aspekten zu ihrer Geschichte, Theologie und Sprache. Außerdem besteht die Möglichkeit, die beiden eigenhändigen Briefe Luthers im Original zu sehen. Der Eintritt zu dem Abend ist frei. Dazu lädt der Förderverein der Bibliothek herzlich ein.
Rund 3.000 Briefe sind von Luther erhalten. 300 davon gelten als Trostbriefe an Menschen in Not – darunter auch die beiden Briefe an das Ehepaar von Stockhausen. Claudine Moulin erörtert bei ihrem Vortrag besonders die Frage, wie Luther durch besondere sprachliche Strategien die Briefe zum „Sprechen“ und folglich zum „Wirken“ bringt. So schreibt er den beiden Empfängern in verschiedenen Tonlagen. Auch der größere theologische Rahmen ist für Moulin beeindruckend, „nämlich wie der Stadthauptmann Jonas von Stockhausen seine depressive Stimmung überwinden und davon abgehalten werden kann, Selbstmord zu begehen. Das Thema der Briefe ist auch heute aktuell und Luthers – zum Teil recht pragmatische – Antworten bilden Resonanzräume über fast fünfhundert Jahre hinweg in die gegenwärtige Zeit.“
Claudine Moulin ist Professorin für Ältere Deutsche Philologie und Historische Linguistik des Deutschen an der Universität Trier. Sie forscht unter anderem zu mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Sprachen und Literatur. Dabei beschäftigt sie sich auch mit der Sprache Martin Luthers und seinen deutschsprachigen Briefen. Im Januar erhielt Moulin das Bundesverdienstkreuz für ihr Engagement im wissenschaftlichen Bereich und für die Bewahrung des kulturellen Erbes.
Erfurt, den 13. Februar 2025
Kontakt: Dr. Michael Ludscheidt | Telefon: 0361/57 660-22