Neuer Blick auf die Bibel
Wie sich mit Luther das Verständnis der Heiligen Schrift wandelte
PM 050/2022
Durch den Erfurter Augustinermönch und späteren Reformator Martin Luther hat sich der Umgang mit der Bibel grundlegend gewandelt. Was sich alles änderte, beleuchtet Prof. Dr. Wolf-Friedrich Schäufele bei einer Festveranstaltung am Samstag, 25. Juni, um 19 Uhr in der Evangelischen Augustinerkirche. Die Veranstaltung wird vom Förderverein der Bibliothek des Evangelischen Ministeriums und vom Augustinerkloster gemeinsam organisiert. Der Eintritt dazu ist frei. Der Abend findet statt am Tag der „Confessio Augustana“, der im Kloster traditionell gefeiert wird. Der Tag gilt als eine Art zweiter Reformationstag: am 25. Juni 1530 übergaben die Protestanten ein Dokument mit den wichtigsten Grundsätzen ihres Glaubens an den Kaiser.
Vor fünfhundert Jahren erschien erstmals das Neue Testament in der deutschen Übersetzung Martin Luthers. Die deutsche Lutherbibel gilt mit Recht als „das Meisterwerk der deutschen Prosa“, wie es der Philosoph Friedrich Nietzsche formulierte – und als Meilenstein der Christentums- und Kulturgeschichte. Luther legte damit die Bibel in die Hand der Laien. Gleichzeitig begründete er auch einen neuen, freien Umgang mit dem heiligen Text. Die Spätschriften des Alten Testaments löste er aus dem Bibelkanon heraus und wies ihnen einen besonderen, minderen Rang zu. Aber auch an einzelnen Büchern des Neuen Testaments konnte er Sachkritik üben. Die Lutherbibel ist damit ein Dokument des neuen, reformatorischen Bibelverständnisses. Es denkt vom Zentrum des christlichen Glaubens aus und sperrt sich gegen jeden kurzschlüssigen Fundamentalismus.
Prof. Dr. Wolf-Friedrich Schäufele ist Professor für Kirchengeschichte an der Universität Marburg und Vorstandsmitglied der Luther-Gesellschaft. Er forscht vor allem über die Theologiegeschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit und gilt als Experte für die Reformation.
Erfurt, den 20. Juni 2022
Kontakt: Dr. Michael Ludscheidt | Telefon: 0361/57660-22