Schmerzvoller Diebstahl im Erfurter Augustinerkloster
Kreuz der Versöhnung an Gedenkstätte gestohlen
PM 040/2020
Im Evangelischen Augustinerkloster in Erfurt ist das sogenannte „Coventry-Kreuz“ vom „Ort der Stille“ gestohlen worden. Das Kreuz ist ein international bekanntes Symbol für Frieden und Versöhnung zwischen den Nationen. Das Original wurde einst aus Nägeln des verbannten Dachstuhls der Kathedrale in Coventry gefertigt, die 1940 durch deutsche Bomber zerstört wurde. Das Augustinerkloster bekam das Nagelkreuz 2008 von einem Mitglied der Kathedrale überreicht. Seitdem stand es in der Gedenkstätte, in der an die 267 Opfer des Bombenangriffs vom 25. Februar 1945 auf das Kloster erinnert wird. Dort wird jeden Freitagmittag für den Frieden gebetet. Beim heutigen Mittagsgebet fiel auf, dass das Kreuz verschwunden ist. Der Ort der Stille ist tagsüber geöffnet und ist frei zugänglich.
Der Wert des Coventry-Kreuzes wird auf einige hundert Euro geschätzt. Weitaus höher ist der ideelle Wert. Augustinerpfarrer Bernd S. Prigge: „Der geschichtsträchtige Ort der Stille geht im Kloster sehr zu Herzen. Nicht nur das menschliche Drama vor 75 Jahren ist hier präsent, sondern auch dieser Akt der Aussöhnung zwischen ehemaligen Feinden. Man muss sich das einmal vorstellen: Diejenigen, denen die Deutschen einst schlimmes Leid zugefügt haben, fertigen aus den Überresten ihrer zerstörten Kirche ein Kreuz und überreichen es den ehemaligen Angreifern, die wiederum auch unter englischen Bombardierungen gelitten haben. Was für ein bewegender Handschlag. Das Coventry-Kreuz ist sozusagen die Mona Lisa für alle in der Friedensarbeit Engagierten. Zwar nicht monetär wertvoll, aber wunderschön und ergreifend in der Aussage. Ein solcher Diebstahl schmerzt.“
Erfurt, den 10. Juli 2020
Kontakt: Pfarrer Bernd Prigge 0361/57660-242